Last Updated: 29. August 2023Schlagwörter: , ,

Für So viel Meer unterwegs war

Die Perle Ostfrieslands

Greetsiel zur Hochsaison: Die einen lieben es, die anderen meiden es. Das alte Fischerdorf ist der bekannteste Ort in der Krummhörn. Das historische Flair ist hier erhalten geblieben, auch wenn der Ruf des Sielhafens viele Gäste anlockt.
Für Bloggerin Tanja Neumann alias „Vielweib“ hat Greetsiel zu jeder Jahreszeit besonderen Charme und gleichzeitig stille und bewegte Momente. Mit dem Fahrrad hat sie sich auf eine kleine Entdeckungsreise begeben.

Historischer Hafen in Greetsiel

Ich schwinge mich auf mein Leihrad und erkunde zunächst den Hafen. Seit den Eindeichungsmaßnahmen der Leybucht ist dieser tideunabhängig. Die Krabbenkutter schaukeln sanft im Wasser, während ich an malerischen Häuserfronten mit Cafés und Shops vorbeifahre. Fußgänger und Fahrradfaher existieren in Greetsiel friedlich nebeneinander. Beim alten Rettungsschuppen, der heute ein Lokal ist, steige ich lieber vom Fahrrad ab, da hier der Pfad auf dem Deich recht schmal ist. Hier sitzen Hafen-Fans in Liegestühlen, die entlang des Deichs aufgestellt sind. Wahlweise mit Ostfriesentee oder einem Glas Wein genießen sie mit mir das Wochenende und schauen auf das Treiben und das Flanieren im Hafen. Eine Sekunde zögere ich, ob ich zum Start meiner Tour doch noch mal an diesem schönen Café Halt machen sollte, sieht das Ambiente doch so einladend aus. Aber ich entscheide mich: „Erst radeln, dann kulinarisch genießen!“
Naturschutzgebiet Leysiel Umgaben mich im Greetsieler Hafen noch viele Menschen, bin ich keine fünf Minuten später in der Stille einer grünen Oase gelandet. Ich steige vom Rad und nehme den Moment auf. Direkt hinter dem Hafen liegt das Naturschutzgebiet Leysiel. Es ist ein Paradies für Vögel und Vogelbeobachter – oder Menschen wie mich, die ein wenig Ruhe suchen und die Seele auftanken wollen. Gemächlich segeln kleine Boote an mir vorbei. Zwischen dem vielen Grün sieht Leyhörn fast wie eine Flusslandschaft mit umrahmender Böschung aus. Dass das Meer nur ein paar Kilometer entfernt ist, ahnt man hier noch nicht. Ich radle auf ausgebauten Wegen immer Richtung Schleuse und Meer. Ab und zu tauchen Bänke zur Rast und zum Verweilen auf. Oft säumen Schilder mit Informationen zu den verschiedenen Vögeln den Uferweg.
„Am Meer entlang oder landseitig geschützt vom Deich?“, frage ich mich an der letzten Wegabzweigung vor dem Meer. Ich entscheide mich auf den letzten zwei Kilometern bis zur Schleuse zur Nordsee für den geschützten Bereich der Landseite. So dachte ich und wieder zeigte sich einmal mehr, dass ich ein Stadtkind und eine Landratte bin. Meer ist nicht gleichbedeutend mit Wind. Weil der Wind wie heute von Land kommt, muss ich ganz schön strampeln. An der Schleuse auf die Meerseite am Deich zu wechseln, ist eine Wohltat.

Naturschutzgebiet Leysiel

Umgaben mich im Greetsieler Hafen noch viele Menschen, bin ich keine fünf Minuten später in der Stille einer grünen Oase gelandet. Ich steige vom Rad und nehme den Moment auf. Direkt hinter dem Hafen liegt das Naturschutzgebiet Leysiel. Es ist ein Paradies für Vögel und Vogelbeobachter – oder Menschen wie mich, die ein wenig Ruhe suchen und die Seele auftanken wollen. Gemächlich segeln kleine Boote an mir vorbei. Zwischen dem vielen Grün sieht Leyhörn fast wie eine Flusslandschaft mit umrahmender Böschung aus. Dass das Meer nur ein paar Kilometer entfernt ist, ahnt man hier noch nicht. Ich radle auf ausgebauten Wegen immer Richtung Schleuse und Meer. Ab und zu tauchen Bänke zur Rast und zum Verweilen auf. Oft säumen Schilder mit Informationen zu den verschiedenen Vögeln den Uferweg.

„Am Meer entlang oder landseitig geschützt vom Deich?“, frage ich mich an der letzten Wegabzweigung vor dem Meer. Ich entscheide mich auf den letzten zwei Kilometern bis zur Schleuse zur Nordsee für den geschützten Bereich der Landseite. So dachte ich und wieder zeigte sich einmal mehr, dass ich ein Stadtkind und eine Landratte bin. Meer ist nicht gleichbedeutend mit Wind. Weil der Wind wie heute von Land kommt, muss ich ganz schön strampeln. An der Schleuse auf die Meerseite am Deich zu wechseln, ist eine Wohltat.

Das Wattenmeer als Vogelparadies

Pustete mir zuvor der Wind um die Ohren, ist der Wechsel der Deichseite fast surreal. Schlagartig ist es windstill. Die Sonne scheint. Vor mir liegt in schier endloser Weite das Wattenmeer. Ich bin allein mit der Natur und genieße diesen fantastischen Moment. Obwohl, ganz allein doch nicht… Vor mir entdecke ich eine Schar Austernfischer. Auffallend mit ihren roten, spitzen Schnäbeln habe ich sie sogar als Laie erkannt. Ob die kleinen Kerle hier Austern fischen, kann ich auf die Entfernung wiederum nicht ersehen. Ich nehme mir die Zeit und setze mich auf einen Wellenbrecher. Die Frage, ob Vogelbeobachtung interessant sein kann, hätte ich bisher verneint. Jetzt schaue ich mir fasziniert das Treiben im Wattenmeer an. Die Austernfischer buddeln im Sand nach Muscheln. Möwen kreisen über mir und hoffen sicher auch auf Nahrung. Auch viele andere Vögel verweilen in der Region in der Leyhörn und an der Nordsee. Meeresgrund trifft Horizont – das Treiben und Schauspiel fasziniert mich!

Der kleinste Leuchtturm der Welt

Ich radle weiter Richtung Pilsum. Der kleinste Leuchtturm der Welt ist gleichzeitig auch der berühmteste Deutschlands. Der Komiker Otto Waalkes hat 1989 seinen Film hier gedreht. Spätestens seitdem ist der nur elf Meter hohe rot-gelb geringelte Leuchtturm bekannt wie ein bunter Hund. Dabei steht der Kleine nicht am Meer, sondern auf einer Deichkrone, umgeben von grünen Wiesen und blökenden Schafen. 1889 wurde der Leuchtturm erbaut, aber schon 30 Jahre später wieder aus dem Dienst genommen. Zu stark verlandete die Umgebung, Fahrwasser war kaum mehr vorhanden.
Früher leuchtete der Turm am Meer rot, lange Zeit nach der Stilllegung kleidete ihn ein fröhliches Grau. Restaurator setzten 1971 dem tristen Dasein ein Ende und ringelten den Kleinen rot-gelb. Heute kann man in dem Turm heiraten. Als ich mein Rad parke, schlendere ich vorbei an eigens aufgestellten Zäunen für die vielen Liebesschlösser. Der Ort hat etwas von einem Instagram-Hotspot für Ausflügler. In der Saison muss man durchaus anstehen, um ein Selfie von sich und dem Otto-Turm in einer Perspektive ohne Menschen zu erwischen. Auch ich mache meine Fotos, geselle mich dann aber wieder zu den Schafen, radle allein weiter am Deich entlang und schaue den Tieren beim Grasen zu.

Wenn ein Gatter kein Gatter ist…

Auf der Suche nach einem Café zur Einkehr fahre ich immer weiter und will zum Nachmittag langsam wieder Richtung Greetsiel radeln. Jede Streckenmöglichkeit, die ich mir ausgesucht hatte, endet vor einem Gatter. Als ich wieder mein Rad vor einem solchen Hindernis wende, werde ich freundlich von einer sportlichen Radlerin gegrüßt. Im Gegensatz zu mir steuert sie sehr selbstbewusst weiter das Gatter an, greift beherzt zum Riegel und macht Anstalten, die Sperre aufzuheben. Ich komme mir ein wenig altklug vor, als ich sie frage: „Ist da nicht gesperrt? Und, darf man das überhaupt?“ Ob sie mich anlächelt oder vielleicht auch ein wenig belustigt zurückschaut, vermag ich beim Blick zu ihrer dunklen Sonnenbrille nicht erkennen. Sie klärt mich allerdings auf, dass Radfahrer und Fußgänger durchaus die Gatter durchqueren können. Die Barrieren sind nur für die Schafe da. Erleichtert folge ich ihr durch das Gatter und endlich hört nun auch meine Uhr auf, mich zu warnen: „Sie verlassen die Route, drehen Sie bitte um!“ Fröhlich weist die sprechende Technik mich nun an, dass ich in wenigen Metern mein Ziel erreichen werde. Ein Café – das wird inzwischen für mich aus vielerlei Hinsicht Zeit.

Der Nienhof: Krabben auf dem Land

Ein Hund läuft mir bellend entgegen, als ich meinen Drahtesel auf dem Hof auslaufen lasse. Noch zweifle ich, ob das wirklich das gesuchte Café ist, sieht das Anwesen doch eher nach einem privaten Bauernhof aus. Weiter hinten entdecke ich aber das gesuchte Café „Kluntjestuv“ im Nienhof. Bei dem sommerlichen Wetter bestelle ich mir im Garten einen Ostfriesentee und ein Krabbenbrötchen auf Salatbett, das sah bereits auf dem Nachbartisch sehr verlockend aus. Für mich braucht es nicht zwingend Speisekarten geben, ich kann durchaus auch so meine Wahl dem Kellner mitteilen: „Ich hätte gern das Gericht vom Tisch sechs hinten links.“ Als der Nachbartisch Kuchen serviert bekommt, zeigt im Vorbeigehen die Inhaberin kurz den Teller, hat meine Augen registriert und fragt amüsiert beim Zurückkommen: „Na, auch so ein Stückchen Apfeltorte?“ Das verlockende Angebot schlage ich aus. Auf meiner Radtour stehen heute noch zwei Stationen an.

Malerisches Dorfidyll und leckeren Käse gibt es in der kleinen Ortschaft Pilsum in der Krummhörn.

Ostfriesische Hofkäserei

Außerhalb des kleinen Ortes Pilsum gibt es seit 35 Jahren eine Hofkäserei. Käselaibe werden hier aus eigener Kuh- und Ziegenmilch traditionell handgefertigt. Der Verkaufsschlager ist der „Pilsumer Leuchtturmkäse“, erfahre ich von der Bäuerin. Der Käse wird in Schichten hergestellt und erinnert mit abwechselnder Färbung rot-gelb an den Otto-Leuchtturm auf dem Nordseedeich. Der gelbe Streifen besteht aus naturbelassenem Kuhkäse. Die rote Schicht ist mit Paprika „gefärbt“ und mit Knoblauch geschmacklich „beleuchtet“. Diese regionale Delikatesse und weitere Käsesorten landen in meinem Fahrradkörbchen – Proviant geht immer, oder?

Doppelt schön: Die Zwillingsmühlen von Greetsiel sind zum Wahrzeichen des Dorfes geworden. Beide beherbergen heute Cafés.

Die Zwillinge heißen mich wieder Willkommen

Von Pilsum aus geht es über Wald- und Wiesenwege zurück nach Greetsiel. Schon von Weitem erkenne ich die beiden Zwillingsmühlen. Sie sind zum Wahrzeichen von Greetsiel geworden und aus jeder Perspektive schön anzuschauen. In beiden Mühlen befinden sich heute Cafés. Ich entscheide mich für einen guten Ostfriesentee in der grünen Mühle. Bei einem fantastisch schmeckenden Kuchen sitze ich draußen im Schatten und genieße in der Abendsonne den Anblick der Schwestermühle. Ein perfekter Abschluss für eine Radtour in und um Greetsiel.

Tourstationen

Rund 35 Kilometer als Rundweg von und bis Greetsiel: durch das Naturschutzgebiet Leysiel, bis zur Schleuse Leysiel, dann am Pilsumer Watt vorbei bis zum Pilsumer Leuchtturm, Nienhof, Käserei, Greetsiel. www.komoot.de/tour

Tipp: Schiffsfahrt durch Leyhörn

Wer nicht mit dem Rad, sondern mit dem Schiff das Naturschutzgebiet Leyhörn erkunden möchte, kann mit der „Graf Edzard I.“ eine zweistündige Fahrt durch die Brutgebiete der Zugvögel bis zur Schleuse Leysiel unternehmen. Steht der Wind gut, dreht das Fahrgastschiff auch nach der Schleuse eine kleine Runde auf dem Meer. Einmal am Tag wird die Fahrt angeboten. Die Abfahrtzeiten sind tideabhängig und werden im Hafen bekannt gegeben

Übernachtungstipp

Bei der Suche nach einer Ferienwohnung in Greetsiel und Umgebung vermittelt der Gästeservice Wattenmeer Unterkünfte. Im „Kaiserapartment“ war ich zentral und doch ruhig in einer Seitenstraße, nur wenige Meter von den Zwillingsmühlen untergebracht. Das Auto kann direkt vor der Tür geparkt werden, auch ein Fahrradverleih ist um die Ecke. Neben der modernen Einrichtung der Ferienwohnung mit schöner Küche und großzügigem Bad ist die Terrasse im Sommer ein großer Pluspunkt des „Kaiserapartments.“ gaesteservice-wattenmeer.de

Das Fischerdorf Greetsiel in der Krummhörn ist bekannt für seine historischen Gebäude mit malerischen Häuserfronten.

Logenplätze am Hafen: Sommers sind die Liegestühle mit Blick auf die Kutteridylle beliebt und gleichwohl meistens belegt.

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