Last Updated: 26. Juni 2023Schlagwörter: ,

Für So viel Meer unterwegs war

Hollywood, Bollywood, Görliewood und nun Ostfrieswood.

Richtig gehört, das ostfriesische Leer darf sich seit einigen Jahren in die Schauplätze bekannter Drehorte ganz selbstbewusst einreihen, meint Travel-Bloggerin Tanja Klindworth. Doch sie war nicht nur auf Filmspuren im sympathischen Leer unterwegs.

Leer wird auch als das „Tor Ostfrieslands“ bezeichnet. Die Stadt liegt etwas abseits von der Küste und nicht wirklich weit entfernt von unseren niederländischen Nachbarn, die in der Stadt den einen oder anderen Einfluss ausüben, beispielsweise in Sachen Käseangebot. Doch auch architektonische Einflüsse sind nicht von der Hand zu weisen. Apropos Architektur: Die Altstadt von Leer ist einfach zauberhaft. Märchenhafte Kopfsteinpflasterstraßen und enge Gässchen bilden den Rahmen für kleine schmucke,  liebevoll restaurierte Fassaden und Backsteinhäuschen mit gemütlichen Teestuben, Restaurants und charmanten Lädchen, die zum Stöbern einladen. Nicht umsonst gilt Leer als „die Einkaufsstadt“.

Gut zu wissen:

Leer ist seit 2014 auch Fairtrade-Stadt.

Das bedeutet, dass landwirtschaftliche Unternehmen in Afrika, Lateinamerika und Asien bei der nachhaltigen Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen auf vielfältige Weise von der Stadt unterstützt werden.

Ich hab mein Herz im Wohntheater verloren

Beim Rundgang durch die Altstadt von Leer bin ich im „Wohntheater“ gelandet. Staunen und kaufen liegen in diesem Secondhand-Einrichtungshaus, wie es sich selbst nennt, ganz nah beieinander. Liebevoll und außergewöhnlich werden die besonderen Verkaufsstücke inszeniert. Im Erdgeschoss ähnelt der Verkaufsraum noch einem traditionellen Trödelgeschäft. Hier entdecke ich schon Wunderliches, Liebhaberstücke und Praktisches. Doch wer sich in die hinteren Räume und gar in den ersten Stock vorwagt, wird belohnt und überrascht. Hier wird klar, warum dieser Laden „Wohntheater“ heißt. Präsentiert werden die Deko-, Einrichtungs- und Kleidungsstücke in einer einzigartigen Wohnwelt. In jeder Ecke lassen sich Neues, Außergewöhnliches bis hin zu Kuriositäten entdecken. Jedes Stück mit einer ganz eigenen Geschichte, wartend auf eine neue Bestimmung. Möbel, Bilder, Lampen, Vorhänge, Kleidung, Schuhe, Taschen, Porzellan, Gläser, Schmuck, Spielzeug, Bücher, Antiquitäten und Kunst; hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Ich hätte mich stundenlang hier aufhalten können.

Wohntheater

Brunnenstraße 4, 26789 Leer
Öffnungszeiten: Di und Mi 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr

Im Herzen der Altstadt

Die Alte Waage am Museumshafen. Hier findet an den Adventssonntagen ein schöner kleiner Weihnachtsmarkt statt.

Weiter geht’s zur Alten Waage. Das Ensemble aus Waageplatz mit Waaghaus, Bürgerhäusern und Rathaus, unmittelbar gelegen am Museumshafen und der idyllischen Uferpromenade, bildet einfach eine einmalig schöne Kulisse. Die Alte Waage entstand 1714 als letzter Bau im Stil des niederländischen klassizistischen Barock in Ostfriesland und beherbergt heute ein Restaurant. Traditionell findet an den vier Adventssonntagen (14 bis 19 Uhr) der wunderschöne „Wiehnachtsmarkt Achter d‘ Waag“ statt.

Einen besonderen Blick sollten Besucher in Leer auf das historische Rathaus werfen. Es wurde ab 1889 im deutsch-niederländischen Renaissancestil erbaut. Die Bauzeit betrug fünf Jahre. Es werden regelmäßig Führungen durch das Rathaus angeboten, bei denen die Teilnehmer auch oft einen Blick vom imposanten Rathausturm auf die Altstadt werfen dürfen. Ein echter Geheimtipp findet sich aber im Inneren des Rathauses: der prachtvolle Festsaal, die wunderschönen Wand- und Deckenmalereien und – nicht zu vergessen – die feinen Mosaik-Fußböden. Der echte Leeraner sagt übrigens nicht, „er geht ins Rathaus“, sondern „er besucht Edo Battermann”. Besagtem Herrn Battermann, einst ein stadtbekannter Fischer, bin ich auf der Treppe begegnet und natürlich habe ich seinen Fuß gestreichelt, denn das soll Glück bringen.

Lausch-Tipp:

Immer kurz vor der vollen Stunde ertönt das Glockenspiel mit ganz unterschiedlichen Melodien vom Rathausturm.

Stolze Geschichte und maritime Einblicke

Nebelmorgen im Leeraner Museumshafen.

Leer, gelegen an Ems und Leda, zählte einst zu den bedeutendsten Handels- und Hafenstädten, nicht nur im Norden. Noch heute gehört Leer zu den größten deutschen Reedereistandorten. Maritime Einblicke finden sich beispielsweise auch am idyllischen Museumshafen mit den liebevoll restaurierten Schiffen und in den Museen, die sich außerdem eindrucksvoll der ostfriesischen Geschichte, Kunst und Teekultur widmen.

Auf Krimispuren durch Leer

Leer ist Schauplatz der ZDF-Krimireihe „Friesland“

Ein erstaunlich gutes Team: Henk Cassens (Maxim Mehmet, links), Insa Scherzinger (Theresa Underberg) und Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) müssen zusammenarbeiten, um den Fall zu lösen.

Wer durch die Straßen und Gassen des pitoresken Leer flaniert, wird schnell erkennen, die Stadt eignet sich hervorragend als Kulisse für die verschiedensten Filme. Bei meinem morgendlichen Streifzug durch das nebelverhangene Leer fühlte ich mich fast wie am Filmset von Harry Potter beim Shopping in der Winkelgasse und der Abstecher zum Museumshafen im Morgendunst hatte was von „Piraten der Karibik“. Doch all das wurde hier natürlich nicht gedreht. Leer ist seit ein paar Jahren für eine besondere Krimi-Fernsehserie berühmter oder vielleicht auch berüchtigter Schauplatz. Mit kriminalistischem Gespür führte mich also auch mein Weg durch die Stadt, um auf „Friesland“-Krimi-Spuren rund um Jens Jensen (später Henk Cassens), Süher Özlügül und Brocki zu wandern. Unterstützt wird das Polizisten-Trio von Bestatter Wolfgang Habedank und Apothekerin Insa Scherzinger. Die Krimi-Reihe im ZDF ist tatsächlich ein besonderer Happen aus trockenem, norddeutschen Humor, ostfriesischer Witze-Kultur und der immer wiederkehrenden Jagd nach dem Mörder. Da stört es wohl auch kaum, dass offiziell in dem kleinen zauberhaften Städtchen Leer gar nicht so viele Straftaten vorkommen.

Spannend und unterhaltsam ist die mörderische Spurensuche in Leer aber auf alle Fälle, denn an fast jeder Ecke lassen sich Drehorte entdecken. Ein Immobilienbüro ist in der Serie das Haus des Bestatters, die Polizeiwache eigentlich die Stadtbibliothek und in der vermeintlichen Apotheke werden normalerweise Fritten verkauft, um nur einige Film-Locations und Kulissen zu nennen. Ich habe mich für die umfassende „Friesland“-Krimiführung mit Gästeführer entschieden, bei der auch das ein oder andere Geheimnis und interessante Hintergrundinfos ausgeplaudert werden. So erfährt man zum Beispiel, warum in jeder Folge ein Delfingeräusch zu hören ist. Doch auch auf eigene Faust lohnt der Rundgang.

Gut zu wissen:

Es finden regelmäßig Krimiführungen durch Leer statt. Buchbar über das Stadtmarketing.

Aber auch Führungen für individuelle Termine und Gruppen können angefragt werden. Wer die Drehorte auf eigene Faust erkunden möchte, der findet hier www.touristik-leer.de den Film-Stadtrundgang durch die Altstadt von Leer zum Herunterladen.

Am Ende des Museumshafens schaut das „Meerwiefke“ sehnsüchtig auf das Wasser, während ihre zwei Fischflossen trocken im Wind hängen. Die Leeraner Antwort auf die kleine Meerjungfrau.

Dreharbeiten im Leeraner Hafen.

Süher Özlügül (Sophie Dal), Henk Cassens (Maxim Mehmet) drehen regelmäßig in der schönen Leeraner Altstadt mit ihrem historischen Rathaus und ihren schmalen Gassen.

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