Genussvoll, gesund und mit besten Aussichten auf die Nordsee: Sankt Peter-Ording im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist für WellBeing- und Reisebloggerin Tanja Klindworth das passende Reiseziel für eine entspannt-aktive Familien-Auszeit.
Der Himmel zeigt sich grau, der Regen trommelt auf die Promenade und der frische Nordseewind fegt über den Strand und durch die Dünen. Es fühlt sich an wie eine Reise zwischen den Jahreszeiten, als wir uns gegen den Wind über die lange Seebrücke von Sankt Peter-Ording in Richtung Strand kämpfen. „In Norddeutschland gibt es kein schlechtes Wetter, nur unangemessene Kleidung“, schweifen meine Gedanken ab während ein paar Regentropfen mein Gesicht treffen. Wie gut, dass ich meinen leuchtend-gelben Friesen-Nerz mit passend gelber Mütze trage. Ein Farbklecks zwischen Wasser, Wind und Wolken. Zwischen den Jahreszeiten, wenn der Winter sich noch nicht ganz verabschieden will und der Frühling noch zögerlich ist, dann präsentiert der zwölf Kilometer lange und bis zu zwei Kilometer breite Sandstrand von Sankt Peter-Ording mit den charakteristischen Pfahlbauten seinen ganz besonderen Zauber.
Gut zu wissen:
Insgesamt zieren mehr als zehn Pfahlbauten den Strand in und um Sankt Peter-Ording. Das erste dieser markanten Holzhäuser auf Stelzen wurde bereits 1911 errichtet.
Fast allein spazieren wir durch den feinen Sand, der aus der Ferne an Puderzucker erinnert. Rau und verträumt zugleich zeigt sich die weite Strand- und Dünen-Landschaft. Der Horizont scheint mit den Wellen und Wolken zu verschmelzen in magischen Grau-, Beige- und Blautönen. Eine entspannte Ruhe liegt über diesem Idyll, nur das beruhigende Rauschen des Windes und des Wattenmeeres sowie hin und wieder das Kreischen der Möwen ist zu hören. Wir blicken auf das Meer, atmen tief ein und wieder aus und genießen den Moment und die gute Nordseeluft. Mitten in der Überlegung, ob wir den Rückweg zur Promenade antreten, reißt plötzlich der Himmel auf und schenkt uns einige Sonnenstrahlen. Wir deuten es als Zeichen und starten motiviert zu einem langen Familien-Spaziergang an der Wasserkante vom Ortsteil Bad bis Ording.
Immer am Strand entlang
Der zwölf Kilometer lange Strand von Sankt Peter-Ording wird auch oft liebevoll als die „größte Sandkiste Europas“ bezeichnet. Strand und Wasserkante schlängeln sich an der Spitze der Halbinsel Eiderstedt entlang der vier Ortsteile von Sankt Peter-Ording. Im Ortsteil Ording geht es gerade im Sommer sehr aktiv zu. Zahlreiche Strandkörbe, Surfer und Kitebuggies bestimmen das Bild und sogar Autos dürfen mitten auf den breiten Strand fahren. Deich, Kiefernwald, Dünen und endlose Sandflächen sorgen für Weite und ein besonderes Gefühl von Freiheit.
Der Ortsteil Bad wiederum gilt als Zentrum des Seebades mit Dünen-Therme und Dünenhaus. Die über 1000 Meter lange Seebrücke lädt zum Flanieren ein. Links und rechts des Weges erstrecken sich urwüchsige Dünen und die wilden Wolken spiegeln sich in kleinen Wasserläufen. Gegenwart und Vergangenheit scheinen sich hinter dem Deich in den Ortsteilen Dorf und Böhl zu treffen. Schmucke Reetdachhäuser strahlen Dorf-Idylle aus. Der Weg zum Strand führt durch bunte und verträumte Salzwiesen.
Gut zu wissen:
Von Mitte März bis Ende Oktober werden Parkplätze direkt auf ausgewiesenen Strandabschnitten geöffnet.
- Parkplatz Strandparken „Ording“, Am Deich / hinterm Deich, 25826 St. Peter-Ording
- Parkplatz Strandparken „Böhl“, Zum Böhler Strand / hinterm Deich, 25826 St. Peter-Ording
Die Halbinsel Eiderstedt ist an drei Seiten fast malerisch von Meer umgeben. Weitere sehenswerte Dörfer und Städtchen auf diesem Eiland, auf dem auch Sankt Peter-Ording liegt, sind das süße Friedrichstadt mit seinen Grachten und Treppengiebelhäusern, das beschauliche Garding mit Kopfsteinpflaster und historischen Sehenswürdigkeiten sowie das hyggelige Hafenstädtchen Tönning mit seiner maritimen Kulisse aus Krabbenkuttern, Giebelhäusern und historischem Packhaus.
Soulfood-Reise bei Tante Clara
Mit den letzten Sonnenstrahlen und der hereinbrechenden magischen Blauen Stunde kommen wir etwas fröstelnd mit roten Wangen, aber glücklich und zufrieden wieder auf der Seebrücke an. Frische Seeluft macht nicht nur glücklich, sondern eben auch sehr hungrig. Zum Abendessen gibt es für uns eine Soulfood-Überraschungsreise bei „Auntie Clara“, nur wenige Schritte von der Promenade entfernt, gleich hinter dem Deich. Die Rezepte in diesem etwas anderen Restaurant sind weltweit inspiriert aber werden regional interpretiert und mit überwiegend heimischen und lokalen Zutaten und Produkten zubereitet. Serviert wird unser Überraschungsmenü per „Du“ auf Etageren, großen Platten und mit extra Tellern, um die kunterbunte Food-Vielfalt auch perfekt am Tisch zu teilen. Sehr satt und sehr müde fallen wir nach diesem erlebnis- und genussreichen Tag ins Bett. Zum Glück sind es bis dahin nur ein paar Schritte, denn das Restaurant befindet sich im Urban Nature Hotel, in dem wir auch die nächsten beiden Nächte verbringen.
Über den Deich nach Dorf und Böhl
Während sich der Rest der Familie am nächste Morgen nach dem Frühstück im Fitnessraum des Hotels mit Hanteln und auf Peloton Bikes körperlich ertüchtigt, ziehe ich es vor, dem Nieselregen zu trotzen und dick eingemummelt auf dem Deich in die Ortsteile Dorf und Böhl zu wandern. Die Route führt vorbei an Aussichtsplattformen mit interaktiven Informationselementen zu Tieren und Pflanzen im facettenreichen Naturerlebnisraum und dem neuen Erlebnis-Hus. Schließlich komme ich am Böhler Leuchtturm an. Der rot-braune Turm aus Ziegelsteinen mit seinem eindrucksvollen Kupferdach gilt als eines der Wahrzeichen von Sankt Peter-Ording. Leider werden keine Besichtigungen und Aufstiege angeboten, doch es lohnt sich, vom Standort des Turmes einen Blick über die Salzwiesen zu werfen und durch das kleine Gatter zu treten, um von dort zum Strand zu streifen. Im Sommer wachsen hier nicht nur Queller, Strandwermut und das Tausendgüldenkraut, dann grasen sogar Rinder in den weitläufigen Salzwiesen. Hinter dem Leuchtturm erstreckt sich ein kleiner Kiefernwald. Der Ort, geprägt vom Zusammenspiel zwischen Wind, Wellen, Deich und der vom Meer geformten Natur, gilt als Geheimtipp für spektakuläre Sonnenuntergänge.
Gut zu wissen:
Sankt Peter-Ording verfügt über drei Klimazonen: Brandung, Dünen und Salzwiesen sowie Wald. Insgesamt herrscht an der Nordsee durch die gute Luft und die Aerosole ein gesundes Reizklima, das sich positiv auf die Haut und die Atemorgane auswirkt. Wer an die Nordsee reist, genießt somit auch ganz nebenbei eine entspannte und gesundheitsförderliche Thalasso-Auszeit. Ausgelöst durch die natürlichen Zutaten und Heilkräfte der Nordsee wie Meerwasser, Schlick, Algen und Meersalz. Sankt Peter-Ording besitzt darüber hinaus als einziges Seebad in Deutschland eine Schwefelquelle. Schwefelhaltiges Heilwasser wirkt entzündungshemmend und gesundheitsfördernd bei rheumatischen Erkrankungen.
Schwitzen mit Aussicht
Durchgefroren kehre ich gegen Mittag ins Hotel zurück. Zum Glück wurde die Sauna im Self-Care-Club in der oberen Etage des Hotels bereits angeheizt und so schlüpfe ich flink in den Bademantel, um mich bei mehreren Saunagängen wieder aufzuwärmen – mit Aussicht über die traumhafte Küstenlandschaft. Auf Wunsch können auch Massagen und Wellness-Anwendungen zusätzlich gebucht werden.
Tipps
Sankt Peter-Ording von oben
Wer Sankt Peter-Ording aus der Vogelperspektive erleben möchte, hat dazu gleich mehrere Möglichkeiten und muss dazu nicht unbedingt in der Sauna schwitzen.
Pfahlbauten am Strand
Jeder Strand in Sankt Peter-Ording hat seine eigenen Pfahlbauten. Viele davon locken als Restaurant zu einer genussvollen Pause mit bester Aussicht.
Info-Point Strand Ording
Am Strand in Ording lädt der Info-Point des Nationalparks Wattenmeer in luftiger Höhe zu maritimen Welterbe Ein- und Ausblicken ein.
Maleens Knoll
Auf der höchsten Düne von Sankt Peter-Ording schmiegt sich eine hölzerne Aussichtsplattform perfekt ein in die Landschaft aus Dünen, Gräsern und Kiefern. Sie bietet einen traumhaften Rundblick.
Erlebnis-Hus
Hinter dem Deich im Ortsteil Bad steht das neue Erlebnis-Hus. Auf vier Etagen ist dieser futuristisch anmutende Pfahlbau Treffpunkt, Aussichtsplattform und Spielplatz. Sogar Workation-Möglichkeiten werden geboten.
Bar Scraper’s Club
Die einzige Rooftop-Bar in Sankt-Peter Ording und die vielleicht kleinste Rooftop-Bar der Welt befindet sich im Urban Nature im Ortsteil Bad. Mit einem unverbauten Blick auf die Nordsee legen hier in den Sommermonaten gelegentlich DJ’s auf der Dachterrasse auf. Die Öffnungszeiten variieren nach Jahreszeit.
Auramaris Spa
Badevergnügen in Whirlwannen auf dem Hoteldach mit Blick über die Seebrücke und die prägende Nordseelandschaft werden in den Sommermonaten im Auramaris Spa des Amabassador Hotel & Spa, nur wenige Schritte von der Seebrücke entfernt, angeboten.
Pfahlbau-Sauna mit Panoramablick
In den Dünen-Thermen im Ortsteil Bad befindet sich eine vielfältige Saunawelt. Beste Aussicht auf die Dünen- und Nordseelandschaft bietet eine Runde schwitzen in der 80° heißen Pfahlbau-Sauna.
Salzwiesen, Leuchtturm & Fischbrötchen
Mit rund 1800 Sonnenstunden pro Jahr begeistert und verwöhnt Sankt Peter-Ording seine Gäste. Leider wurden uns bei unserer Auszeit in Sankt Peter-Ording und auf der Halbinsel Eiderstedt nur ein paar sonnige Minuten gegönnt. Doch bietet die Kulisse aus sattem Deichgrün, Strand, feinsandigen Dünen sowie Grau- und Blautönen am Himmel einfach bei jedem Wetter ein harmonisches und oft eben auch aufregendes Gesamtbild. Horizont, Meer und Watt scheinen ineinander zu verschwimmen. Kein Wunder also, dass wir gegen späten Nachmittag doch noch einmal den kuscheligen Wellnessbereich im Hotel verlassen und uns auf Exkursion zum Leuchtturm Westerheversand begeben. Aufgrund des durchwachsenen Wetters verzichten wir auf die ursprünglich geplante Fahrradtour zum Leuchtturm. Stattdessen nutzen wir das Auto für die Anreise über die Tümlauer Bucht.
Die letzten zwei Kilometer vom Parkplatz bis zum Leuchtturm Westerheversand führen erst über den Deich, dann in Richtung Wattenmeer und von Wattseite her schließlich über einen alten Klinker-Ziegel-Weg. Immer im Blick haben wir den wunderschönen rot-weißen Riesen. Eine steife Brise begleitet uns bei unserem Spaziergang durch die zu dieser Zeit noch kargen Salzwiesen. Die Sonne versucht immer wieder durch das stürmisch-graue Wolkenspiel zu brechen. Wir schmecken das Salz der Nordsee auf unseren Lippen, lange Grashalme wiegen sich im Wind. Über unseren Köpfen kreisen gefühlt hunderte Gänse die sich dann vor dem Deich auf den satten Wiesen und Weiden niederlassen. Das laute Rufen der Ringel- und Weißwangengänse kündigt den Frühling bereits verheißungsvoll an. Informationstafeln am Naturpfad liefern uns spannende Angaben über typische Pflanzenarten und verschiedene Wattenmeervögel. Und dann stehen wir plötzlich vor dem gut 40 Meter hohen und über 100 Jahren alten Postkarten-Idyll. Besichtigungen und Aufstiege sind zwischen Ostern und Oktober möglich. Hinauf geht es über 157 Stufen und sogar das Ja-Wort können sich Heiratswillige und angehende Eheleute in dieser historischen Schönheit geben.
Gut zu wissen:
Der Leuchtturm Westerheversand gilt als einer der bekanntesten Leuchttürme Deutschlands. Erreichbar ist er auf den letzten Kilometern nur zu Fuß oder per Fahrrad. Besichtigungen sind nur in Begleitung und mit Voranmeldung möglich.
Wie auch am Tag zuvor merken wir, wie hungrig Bewegung an der gesunden, frischen Nordseeluft bei noch recht frischen Temperaturen macht. Nach unserer Rückkehr zur Promenade in Sankt Peter-Ording gönnen wir uns daher am Kopf der Seebrücke ein leckeres Fischbrötchen. Danach fallen wir ein letztes Mal sehr müde in unser weiches Bett. Doch bevor die Nacht hereinbricht und unsere Augen zufallen genießen wir noch die Aussicht aus der großen Fensterfront in unserem Schlafzimmer über den Deich hinweg, auf Salzwiesen, Dünen und Nordseestrand bis hin zu den Wellen des UNESCO-Welterbe Wattenmeeres.