Last Updated: 29. Juli 2023Schlagwörter: ,

Für So viel Meer unterwegs war

Paddeln auf der „Roten Riede“, Übernachten im Bauwagen, Naturerlebnisse und ein historischer Rundgang auf den Spuren der Moorkolonisten – bei einem Kurzurlaub kann man Rhauderfehn in all seinen Facetten erleben. Die Zwillinge von „Travelinspired“, Kathrin und Kristin Haase, haben die Gegend  im südlichen Ostfriesland erkundet.

Wo ist eigentlich Rhauderfehn?! – fragt ihr euch jetzt vielleicht. Nie gehört! Da geht es euch wie uns. Diese Ecke von Ostfriesland war uns bisher völlig unbekannt. Aber das wollen wir jetzt ändern. Zahlreiche Kanäle, die die weite Landschaft aus Wiesen und Weiden durchziehen, verziert mit Klappbrücken und bunten Booten. Weit ab vom Meer, noch südlich von Leer, aber doch so typisch ostfriesisch mit Schafen auf den Deichen und Windmühlen, die fotogen aus der platten Landschaft ragen. Rhauderfehn ist Fehnland – und verzaubert uns auf Anhieb.

Fehn stammt aus dem Niederländischen (Veen) und bedeutet Moor. Entbehrungsreich war das Leben der Ostfriesen, als sie in früheren Jahrhunderten das Moor kultivierten, indem sie die Kanäle anlegten und so das Moor entwässerten. Diese Kanäle nennt man auch Wieken. An ihren Ufern entstanden lang gestreckte Siedlungen mit Fehnhäusern und prächtigen Windmühlen. Heute führen oft Straßen an den Kanälen entlang. So kann man die einzigartige Fehnlandschaft wunderbar auf einer Radtour erkunden. Oder aber man setzt sich ins Boot und entdeckt Rhauderfehn vom Wasser aus.

Beim „Café am Siel“ in Westrhauderfehn findet ihr eine der zahlreichen Paddel- und Pedalstationen Ostfrieslands. Auch für uns ist das „Café am Siel“ der erste Anlaufpunkt. Denn hier wartet eine ganz besondere Unterkunft auf uns: ein Bauwagen! Schon der erste Anblick lässt unser Herz höherschlagen. Malerisch steht er auf einer Wiese direkt an einem Fluss, der den langweiligen Namen Burlage-Langholter Tief trägt. „Rote Riede“ heißt er im Volksmund. Das klingt doch schon viel spannender! Seinen Spitznamen verdankt der Fluss seiner rötlichen Färbung, die von Eisenhydroxid hervorgerufen wird.

Übernachten im Bauwagen

Aber zurück zum Bauwagen. Rot gestrichen mit weißer Tür und Fensterrahmen ist er ein echter Hingucker. Neugierig öffnen wir die Tür. Von innen ist der Bauwagen wirklich total schnuckelig und gemütlich eingerichtet! In der Schlafecke findet man ein Doppelbett zum Reinkrabbeln und darüber zwei schmale Hochbetten. Die Küchenzeile verfügt über alles, was man zur Selbstverpflegung braucht: einen Kühlschrank, zwei Kochplatten, Wasserkocher, Kaffeemaschine und ein Waschbecken. Wobei das Waschbecken allerdings nicht an fließendes Wasser angeschlossen ist, einen größeren Abwasch erledigt man besser am Outdoor-Waschbecken des Campingplatzes.

Geschirr und Kochutensilien sind praktisch und charmant in Körben in einem offenen Regal verstaut. Bunte Becher hängen über der Kochplatte, das Besteck steckt griffbereit in kleinen Eimerchen. Neben einem Esstisch mit zwei Stühlen lockt in der hinteren Ecke des Bauwagens sogar noch ein gemütliches Plätzchen mit zwei Sesseln und einem Couchtisch. Auch ein Heizkörper ist vorhanden und sorgt an kühleren Tagen für eine angenehme Wärme. Unser Fazit: Auf kleinem Raum ist hier wirklich alles vorhanden, um sich wohlzufühlen! Wir sind auf Anhieb ganz verliebt in den hübschen Bauwagen!

Ein eigenes Badezimmer hat der Bauwagen nicht. Die sanitären Anlagen befinden sich aber nur wenige Meter entfernt und sind super sauber. Dafür bekommt man einen extra Schlüssel. Zugang haben nur die Gäste von Campingplatz und Bauwagen.

FehnTour: Spaziergang mit Mehrwert

Nach dem Einchecken erkunden wir erst einmal die Gegend. Obwohl der Bauwagen herrlich ruhig in der Natur liegt, sind es von hier nur ein paar Hundert Meter bis ins Zentrum von Westrhauderfehn. Bereits nach wenigen Schritten erreichen wir die Westrhauderfehntjer Schleuse und entdecken dort ein spannendes Infoschild: Es ist Teil der „Fehn-Tour“, einem historischen Rundgang entlang der Fehnkanäle durch das Zentrum von Rhauderfehn. Anhand von 16 Informationstafeln wird erklärt, wie sich die historischen Bauten im Laufe der Jahre verändert haben. Immer wieder stoßen wir auf unserem Spaziergang auf die Tafeln und tauchen dabei in vergangene Zeiten ein, so auch am Fehn- und Schifffahrtsmuseum und am Hafen von Westrhauderfehn. Die Seetonnen und Boote dort sind schöne Fotomotive. Anschließend machen wir noch einen Abstecher zum Langholter Meer, bevor wir am Deich des Burlage-Langholter Tiefs zurück zu unserem Bauwagen spazieren.

Paddeln auf der „Roten Riede“

Da unser Bauwagen direkt am Wasser und am Steg der Paddelstation liegt, steht es natürlich außer Frage, dass wir uns die idyllische Landschaft vom Wasser aus ansehen. Wir leihen uns zwei Einer-Kajaks und los geht’s! Auf der „Roten Riede“ paddeln wir los in Richtung Südosten. In die andere Richtung versperrt ein Siel den Weg. Nachdem wir ein paar Gebäude am rechten Ufer passiert haben, liegt nur noch grüne Natur vor uns. Gewitterwolken ragen bedrohlich hinter uns auf. Vor uns sehen wir aber herrlich blauen Himmel mit weißen Wölkchen, die sich malerisch im rötlichen Wasser spiegeln. Wir beschließen, dem schlechten Wetter einfach davonzupaddeln. Und unser Plan geht auf. Entspannt gleiten wir am grün bewachsenen Ufer der „Roten Riede“ entlang, das immer wieder von hohen Bäumen eingerahmt wird. Vögel zwitschern und auch ein paar Enten und ein Fasan lassen sich blicken.

Nachmittags genießen wir den selbst gemachten Kuchen auf der Terrasse des „Cafés am Siel“. Lecker! Als dann der Regen einsetzt, machen wir es uns in unserem Bauwagen gemütlich. Zu beobachten, wie die Tropfen auf den Fluss treffen, ist absolut entschleunigend. Plötzlich entdecken wir am gegenüberliegenden Ufer eine Bewegung. Zwei Bisamratten jagen sich dort durchs Wasser. Immer wieder geht es an Land und dann wieder hinein ins Wasser. Begeistert beobachten wir das Spektakel. Die kleinen Nager sind hier eigentlich nicht gern gesehen, da sie die Deiche kaputt machen. Wir als Tierfans freuen uns aber sehr über ihren Anblick.

Für Vogelfreunde: Naturschutzgebiet Polder Holter Hammrich

Für Natur- und Vogelfans haben wir noch einen Tipp: Einige Kilometer nördlich von Westrhauderfehn liegt das idyllische Naturschutzgebiet Polder Holter Hammrich. Über 60 Brutvogelarten fühlen sich hier wohl. Ein sieben Kilometer langer Rundweg führt um das geschützte Gebiet. Unterwegs passiert man mehrere Aussichtsplattformen mit Sichtschutz, durch die man die Vögel in Ruhe beobachten kann. Wir entdecken Kanadagänse, die mit ihren Küken über den Deich spazieren. Ein Brachvogel fliegt durch die Luft, ein Kiebitz stolziert über eine Wiese und eine hübsche gelbe Schafstelze lässt sich blicken. Auch über die Schafe auf dem Deich freuen wir uns sehr.  Und im Frühsommer kann man hier die niedlichen Lämmer bewundern.

Nach einer entspannten Nacht räumen wir am nächsten Morgen nur widerwillig den schnuckeligen Bauwagen. Gern hätten wir das zauberhafte Fehnland noch länger erkundet!

Infos und Preise zur Paddel- und Pedalstation beim „Café am Siel“ und der Übernachtung im Bauwagen findet ihr unter

www.cafe-rhauderfehn.de

Rhauderfehn

Malerische Ansichten bietet der historische Ortskern von Rhauderfehn.

Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden

Hinterlasse einen Kommentar

Dir gefällt unsere Seite?

Wir bieten all unseren Inhalt auf dieser Seite kostenlos an, damit ihr in den vollen Genuss kommt. Über eine Unterstützung für unsere Arbeit würden wir uns freuen! Zeigt uns, dass Qualitätsjournalismus seinen Wert hat und unsere Beiträge euch gefallen.