Last Updated: 5. Juli 2024Schlagwörter: , , , ,

Für So viel Meer unterwegs war

Es ist noch früh am Morgen, als wir an den Landungsbrücken in Hamburg stehen. Das Wasser plätschert gegen das Hafenbecken, als der Highspeed-Katamaran „Halunder Jet“ fast elegant anlegt. Auf geht’s zu unserem „Freundinnen-Ausflug“ nach Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel.

Anfahrt nach Helgoland

Die Überfahrt nach Helgoland dauert ab Hamburg rund vier Stunden. Schnell sind unsere Plätze auf dem Katamaran gefunden und unser kleines Gepäck verstaut. Pünktlich zum Ablegen stehen wir oben an Deck. Die Morgensonne wärmt uns und so genießen wir die seichte Fahrt auf der Elbe in Richtung Nordsee. Wir gleiten vorbei an Hafenkränen, Fischmarkt und Elbstrand, bestaunen das Treppenviertel von Blankenese und die weißen Häuser am Elbufer in Wedel, bis wir schließlich das urbane Bild gegen weitläufige Naturlandschaften tauschen. Die Elbe wird immer breiter und hin und wieder ziehen auch andere Schiffe und Boote an uns vorbei.

Seeluft macht bekanntlich hungrig. Wieder unter Deck lassen wir uns daher erst einmal unser bestelltes Frühstück schmecken und verfolgen den Anlegevorgang in Cuxhaven. Im Hafen am Aussichtspunkt „Alte Liebe“ ist es quirlig, hier steigen viele Passagiere und Touristen zu, die Helgoland für einen Tagesausflug besuchen.

Pünktlich zum Einlaufen im kleinen Hafen von Helgoland gehen wir wieder an Deck, um einen Blick von der Wasserseite auf die markanten, bunten Hummerbuden Helgolands zu werfen.

Gut zu wissen:

Über den Wasserweg führen mehrere Wege nach Helgoland. Abfahrten werden von verschiedenen Häfen an der deutschen Nordseeküste angeboten. Eine besonders schnelle und komfortable Überfahrt bietet der „Halunder Jet“. Mehrmals pro Woche legt der Highspeed-Katamaran in den Häfen von Hamburg, Brunsbüttel oder Cuxhaven an und ab. Auf Helgoland angekommen haben die Tagesgäste vier Stunden Zeit, die Insel zu erkunden, bevor der Katamaran wieder zur Rückreise startet. Weitere Möglichkeiten zur An- und Abreise nach/von Helgoland bieten verschiedene Fährlinien. In den Sommermonaten steuern vier Reedereien die kleine Hochseeinsel an. Wer es eilig hat, kann Helgoland auch ganzjährig innerhalb von 20 bis 30 Minuten mit dem Flugzeug erreichen. Der kleine Flughafen befindet sich auf der Nachbarinsel „Düne“. Am Festland starten die Flieger ab Nordholz/Spieka und Heide/Büsum.

Unterwegs auf Helgoland

Im Unterschied zu den meisten Gästen an Bord des Halunder-Jets, die Helgoland nur für ein paar Stunden besuchen, bleiben wir über Nacht auf der kleinen, autofreien Hochseeinsel. Denn wie heißt es: Erst wenn die Tagesgäste abends die Insel mit dem letzten Schiff verlassen, kannst du Helgoland wirklich erleben und genießen.

Daher steuern wir als erstes unser Übernachtungsdomizil an, das auf der anderen Seite der Insel liegt. Wir haben uns für eine kostengünstige Übernachtung in der Jugendherberge entschieden. Fast einsam inmitten der Dünen gelegen und umgeben von Sanddornbüschen, begrüßt uns die Jugendherberge direkt am Meer und mit einem Strand vor der Tür im Nordosten der Insel. Schnell checken wir ein und starten im Anschluss unsere Erkundungstour über die nur rund vier Quadratkilometer große Insel.

Vom Strand in den Ortskern

Wir schlendern immer am Strand entlang, bis wir über ein kleines Hafenbecken schließlich im gemütlichen Ortskern von Helgoland ankommen. Hier herrscht buntes Treiben. Es gibt viele kleine Geschäfte, die zum Bummeln und Stöbern einladen. Wir verschaffen uns einen Überblick, streifen etwas durch die Läden und lassen uns natürlich auch zum Einkaufen verführen. Denn viele Produkte wie Parfüm und Spirituosen werden auf Helgoland vergünstigt angeboten, da auf der Insel steuerrechtliche Sonderregelungen gelten.

Gut zu wissen:

Helgoland zählt zwar zum deutschen Wirtschaftsgebiet, gehört aber nicht zum Zollgebiet der Union und es werden auch keine Verbrauchersteuern erhoben. Daher war Helgoland früher ein beliebtes Ziel für sogenannte „Butterfahrten“.

Helgolands Unterwelten

Auf Helgoland liegen die Attraktionen und Sehenswürdigkeiten nah beieinander. So stehen wir am Ende einer kleinen Einkaufsstraße plötzlich vor einem Tunnelsystem. Es ist der Eingang zu einem Teil der historischen Bunkeranlagen auf Helgoland. In den langen Gängen tauchen wir in die Geschichte der Insel ein. In Form einer multimedialen Ausstellung wird das Schicksal von Helgoland im 20. Jahrhundert anschaulich dargestellt. Vorgestellt werden Themen wie die Stellung der Insel als Hochseefestung, der Bunkerbau, die Bombardierung, U-Boote, der Widerstand der Bevölkerung bis hin zum Wiederaufbau der Insel in den 1950er-Jahren.

Tipp:

Wer mehr über die Bunkeranlagen sowie die Festungsgeschichte der Insel erfahren und auch einen Blick in die Stollen im Oberland werfen möchte, kann an einer rund 90-minütigen Führung teilnehmen.

gut zu wissen:

Im April 1945 erlebte Helgoland einen unvorstellbaren Bombenangriff, der die Insel nahezu zerstörte. Daraufhin mussten rund 3000 Helgoländer von der Insel evakuiert werden. Nach Ende des Krieges sollten die Bunker- und Militäranlagen Helgolands durch eine der größten Explosionen – sie ging als „Big Bang“ in die Weltgeschichte ein – endgültig zerstört werden. Doch das Vorhaben misslang. Die Helgoländer kehrten Jahre später auf die Insel zurück und begannen den Wiederaufbau der geliebten Heimatinsel.

Lummenfelsen und Lange Anna

Weiter führt uns der Weg ins Oberland. Wir entscheiden uns für den Aufstieg über die Treppen. Alternativ ist es auch möglich, neben dem Stolleneingang mit einem gläsernen Fahrstuhl in den oberen Teil der Insel zu fahren. Oben angekommen genießen wir die Aussicht über Helgoland bis hinüber zur kleinen Nachbarinsel Düne. Wir schlendern durch die kleinen Gassen, bis wir schließlich die Einkaufsstraßen und Wohnhausreihen verlassen und vor einer auf den ersten Blick kargen Grünfläche stehen. Die Grashalme wiegen sich im Wind, und ein kleiner Wegweiser führt uns vorbei am alten Leuchtturm zum Rundweg am Klippenrand. Auf den zweiten Blick entdecken wir seltene Pflanzen wie Orchideen, Huflattich, wilden Mohn und sogar Klippenkohl, der wohl so in Deutschland wirklich nur auf Helgoland wächst.

Gut zu wissen:

Insgesamt werden auf Helgoland drei erlebnisreiche Spaziergänge angeboten, um mehr über die Natur, Kultur und Geschichte der Insel zu erfahren. Anhand von Schautafeln werden viele spannende Informationen vermittelt.

Wir folgen dem Klippenpfad durch die leicht hügelige Landschaft und staunen über die sagenhafte Aussicht. Die Sonne versucht sich immer wieder durch die wilde Wolkendecke zu kämpfen. Das Ergebnis ist eine ganz besondere Farb- und Lichtstimmung. Links und rechts des Weges grasen Schafe, Schmetterlinge lassen sich im Wind treiben, und über unseren Köpfen ziehen kreischende Möwen und andere Seevögel ihre Bahnen. Immer wieder fällt unser Blick auf die spektakulär abfallenden Klippen und Felsen in verschiedenen Rottönen. Ein ohrenbetäubendes Konzert aus unterschiedlichen Vogelrufen weist uns den Weg. Nach einer Weile erreichen wir den Lummenfelsen. Benannt wurde das Massiv nach den bekannten „Trottellummen“, die hier ihre Nester in die Klippen und Vorsprünge bauen. Doch tatsächlich brüten am Felsen jedes Jahr rund 10.000 Vogelpaare – darunter auch Basstölpel, verschiedene Möwenarten, Eissturmvögel und Tordalken.

Gut zu wissen:

Tatsächlich ist Helgoland der einzige Brutstandort für Trottellummen in Mitteleuropa. Daher gehört der Lummenfelsen mit etwas mehr als einem Hektar zu den kleinsten, aber wohl auch interessantesten Naturschutzgebieten weltweit. 2012 erhielt die Insel durch die Heinz-Sielmann-Stiftung den Titel „schönstes Naturwunder Deutschlands“.

Ein Stück dahinter erblicken wir schließlich an der Nordspitze der Insel das Wahrzeichen von Helgoland, die „Lange Anna“. Der markante Felsen aus rotem Buntsandstein ragt fast 50 Meter empor. Früher war der Felsen mit dem Rest der Insel verbunden, bis der natürliche Übergang im Mai 1860 einstürzte. Seitdem ist der Felsen nicht mehr direkt begehbar und wurde somit längst zur beliebten Brutstätte für viele Seevögel.

Nur wenige Meter hinter der „Langen Anna“ führt eine steile Treppe wieder hinab zum Unterland. Über den Strand wandern wir schließlich zurück zur Jugendherberge, die nur ein paar Schritte entfernt liegt. Nach dem Abendessen zieht es uns noch einmal zum Sonnenuntergang an den Strand. Es ist still auf Helgoland geworden. Längst haben die zahlreichen Tagesgäste die Insel verlassen. In einem farbenprächtigen Meer aus Blautönen versinkt die Sonne strahlend rot und spektakulär am Horizont. Das Meer liegt spiegelglatt vor uns, und so können wir gut die Robben erkennen, die es sich auf den vorgelagerten Steinen und Felsen im Wasser gemütlich gemacht haben, um den Tag zu verabschieden. Gemeinsam schlendern wir über den Strand, lassen den Tag Revue passieren und schlürfen stilecht unseren Prosecco aus der Flasche.

Es ist schon dunkel, als wir schließlich zurück in unserem Zimmer sind. Wir öffnen das Fenster und lassen uns vom Rauschen des Meeres und der Wellen in den Schlaf singen.

Überfahrt zur Düne

Durch die großen Panoramafenster der Jugendherberge genießen wir unser Frühstück mit einem grandiosen Blick auf die Nordsee. Gut gestärkt spazieren wir im Anschluss über den Strand zum Dünen-Fähranleger an den Landungsbrücken. Wir kaufen schnell unsere Tickets und besteigen das kleine Bötchen. Platz nehmen wir im Außenbereich der Fähre, um die Sonnenstrahlen zu genießen. Die Überfahrt zur Düne dauert nur ein paar Minuten, hin und wieder landen ein paar Wassertropfen in unserem Gesicht.

Drüben angekommen erwartet uns eine idyllische Landschaft aus Strand, Dünen und feinstem weißen Sand. Die Badedüne, wie sie auch liebevoll heißt, wird in der Regel nicht von Tagestouristen besucht. Daher geht es auf diesem Naturidyll besonders entspannt und beschaulich zu. Der rot-weiße Leuchtturm, bunte Ferienhäuser sowie die Robben und Seehunde verleihen der Düne eine ganz eigene Atmosphäre. Hin und wieder landet ein kleines Flugzeug in der Mitte der Düne, denn auch der Flugplatz von Helgoland befindet sich auf der kleinen Nachbarinsel.

Spaziergang über die Düne

Wir starten unseren Spaziergang auf dem Naturlehrpfad und genießen die Kombination aus Sonne, Sand und Wind auf der Haut. Die Sonne glitzert im Wasser auf den türkisfarbenen Wellen, und wir zücken schnell unsere Sonnenbrillen. Besonders begeistert sind wir von den Robben und Seehunden, die sich zahlreich am Nordstrand die Sonne auf den Bauch oder Rücken scheinen lassen. Ab und zu robben sie ins Wasser, tauchen ein paar Runden in der Gischt ab, um gleich im Anschluss an den Strand zurückzukehren.

Kennst du den Unterschied zwischen Seehund und Robbe?
Tatsächlich sind alle Seehunde Robben, doch nicht alle Robben sind Seehunde. Als Robben werden nur bestimmte Arten bezeichnet. An der deutschen Nordseeküste leben zwei dieser Arten, nämlich Kegelrobben und Seehunde.

Nach einer Weile führt uns der Weg vorbei an bunten Strandkörben und durch die Dünenlandschaft auf die Südseite der Insel. Der Süden der Insel gilt als Badeparadies, mit ruhigem Wasser und Sandkisten-Feeling am Strand. Bei Sommerwetter sollen hier fast karibische Verhältnisse herrschen. Bei unserem Besuch ist es sonnig, aber doch etwas frisch. Zu frisch, um sich mutig in die Wellen zu stürzen.

Zurück am Anleger können wir schon beobachten, wie das kleine Fährschiff gerade von der Hauptinsel zur Düne übersetzt. Das Wetter und somit auch die See sind leicht stürmisch, so schaukelt das kleine Boot ganz schön auf den Wellen, als es sich auf uns zubewegt. Die Rückfahrt hat somit auch etwas von einer Fahrt in der Schiffschaukel. Zum Glück sind wir aber alle seetüchtig, denn zum Abschluss haben wir noch ein besonderes Genuss-Erlebnis geplant.

Helgolands besondere Spezialitäten:
Knieper & Hummer

Wieder auf der Hauptinsel angekommen, zieht es uns noch einmal ins Oberland. Dort haben wir uns am Tag zuvor schon ein Restaurant in einer kleinen Seitengasse herausgesucht. Bevor wir Helgoland wieder verlassen, wollen wir unbedingt noch eine ganz besondere Spezialität auf der Insel probieren: fangfrischen Knieper.

Als Knieper werden die Scheren des Taschenkrebses bezeichnet. Übersetzt heißt das dann so viel wie „Kneifer“. Serviert werden sie in einer großen Schale, mit Zitrone, Baguette und verschiedenen Soßen. Vorsichtshalber lassen wir uns doch lieber noch einmal zeigen, wie die Scheren geknackt und mit dem Knieperbesteck ausgelöffelt werden. Zum Knieper lassen wir uns trockenen Weißwein schmecken und genießen die Sonnenstrahlen, die in der Zwischenzeit den Weg zurück auf die Insel gefunden haben.

Gut zu wissen:

Knieper wird auf Helgoland in ganz unterschiedlichen Varianten serviert: als Kniepersuppe, Knieper-Sushi, im Brötchen oder als Cocktail. Eine weitere inseltypische Spezialität ist der Helgoländer Hummer, der auch in vielen Restaurants in der Hummer-Saison serviert wird.

Tschüss Helgoland

Gegen späten Nachmittag treffen wir wieder am Hafen mit den bunten Hummerbuden ein, um mit dem Halunder-Jet die Rückreise nach Hamburg anzutreten. Bei der Abreise stehen wir an Deck, um winkend Abschied zu nehmen von der kleinen reizenden Hochseeinsel. Souverän manövriert sich der Highspeed-Katamaran aus dem Hafenbecken und wir stehen tapfer auf dem Panoramadeck, bis Helgoland schließlich nicht mehr am Horizont zu sehen ist.

Hach Helgoland, du hast uns wahrhaft verzaubert und wir sehen uns ganz bestimmt bald wieder!

Ausflug mit Freundinnen
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