Malerisch liegt das Baumhaushotel eingebettet in die platte norddeutsche Landschaft. Von hier ist es nur einen Katzensprung zum Deich, hinter dem sich die Nordsee samt UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer erstreckt, zu den benachbarten Badeseen und zum schnuckeligen Städtchen Otterndorf. Dichte Bäume und Sträucher rund um die Baumhäuser sorgen für eine naturnahe Atmosphäre, in der sich auch zahlreiche Vögel wohlfühlen.

Motiviert beziehen wir unser Baumhaus „Kohlmeise“, das vier Meter über dem Boden „schwebt“ und uns so eine traumhafte Aussicht beschert. Innen ist es erstaunlich luxuriös: modernes Bad, voll ausgestattete Küche, Heizung und Kaminofen. Über dem Bett hängt ein wunderschönes Bild einer Kohlmeise und auf dem kleinen Couchtisch begrüßt uns der niedliche Vogel, indem er von einer Postkarte zu uns rüber schaut. Auf dem Fensterbrett liegt schon ein Fernglas samt Vogelbestimmungsbuch parat. Da würden wir uns am liebsten sofort in die Vogelbeobachtung stürzen. Leider sind die Herbsttage aber bereits ziemlich kurz und das Tageslicht begrenzt. Doch noch strahlt die Sonne mit dem bunten Herbstlaub um die Wette und das schöne Wetter will genutzt werden.

Es ist angenehm windstill, das perfekte Wetter zum Paddeln. Wir können der Verlockung nicht widerstehen und drehen mit den kostenlos nutzbaren Kanus vom Baumhaushotel eine Runde über die idyllischen Badeseen. Mit einem kleinen Rollwägelchen schieben wir das Kanu den kurzen Weg über die Straße zur Einstiegsstelle am See. Schon nach den ersten Paddelzügen stellt sich ein Glücksgefühl ein. Wir lieben es einfach, auf dem Wasser zu sein! Auf Augenhöhe mit den Schwänen und Enten drehen wir eine gemütliche Runde an den Ferienhäusern, dem Campingplatz und der Badestelle vorbei. Die Wolken, Bäume und Häuschen spiegeln sich malerisch im Wasser. Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter!

Beseelt von unserer Kanutour wartet direkt der nächste Naturhöhepunkt auf uns: ein traumhafter Sonnenuntergang an der Nordsee. Vom Baumhaushotel spazieren wir zum Deich, wo die untergehende Sonne die Landschaft bereits in ein warmes Abendlicht taucht. Wir genießen den Weitblick und laufen weiter bis zur Medem-Mündung in die Elbe. An dem kleinen Badestrand hier tummeln sich zahlreiche Vögel, darunter Möwen und Sanderlinge.

Es ist bereits dunkel, als wir am Badesee entlang zurück zum Baumhaus laufen. Unterwegs strahlt uns eine rot beleuchtete Plastikpalme am Bootsverleih am Südstrand entgegen. Im Sommer steppt hier bestimmt der Bär.

Im Baumhaus kochen wir uns ein leckeres Abendessen und machen es uns anschließend auf dem Sofa gemütlich. Abends leuchtet ein Meer aus Sternen am Himmel. Durch die großen Panoramafenster haben wir freie Sicht auf dieses wunderbare Naturschauspiel. Direkt vom gemütlichen Bett aus blicken wir auf den Großen Wagen. Da fällt es fast ein bisschen schwer die Augen zu schließen, um zu schlafen.

Am nächsten Morgen weckt uns Vogelgezwitscher. Die Kohlmeise und ihre gefiederten Freunde sind schon aktiv und flitzen eifrig zwischen den Bäumen und Sträuchern rund um unser Baumhaus umher. Der frühe Vogel fängt eben den Wurm. In der Ferne entdecken wir einen roten Streifen am Horizont. Schnell packen wir uns warm ein und schnappen uns unsere Kameras. Gut gerüstet marschieren wir in der herrlich klaren Morgenluft zum See. Schwärme von Zugvögeln ziehen dabei über uns hinweg. Während wir keine Menschenseele treffen, ist der Tag in der Vogelwelt schon in vollem Gange. Gänse ziehen in Scharen, während Star-Wolken durch die Luft sirren. Auf dem See sucht eine Schwanenfamilie nach Nahrung. Der Nachwuchs ist schon fast erwachsen und nur noch am flauschigen grauen Federkleid zu erkennen. Rosa, lila orange färbt sich derweil der Himmel über dem See. Andächtig lassen wir die Morgenidylle auf uns wirken und zücken immer wieder die Kamera.

Anschließend geht es zurück ins gemütliche und mollig warme Baumhaus. Bei frostigen vier Grad Außentemperatur sind wir etwas durchgefroren. Gut, dass jetzt ein leckeres Frühstück mit heißem Kaffee und Tee auf uns wartet. Durch die großen Fenster beobachten wir die Vogelwelt um uns herum weiter. Einmal fliegt sogar ein großer Greifvogel direkt über unser Baumhaus hinweg!

Nach dem Auschecken unternehmen wir noch einmal einen Spaziergang auf dem Deich. Es herrscht Niedrigwasser, so dass wir einige Watvögel entdecken können. Die Schafe sind auch schon bei der Arbeit und halten eifrig den Deichrasen kurz. Um diese Jahreszeit sehen sie aus wie Wattebausche auf Beinen. Die Wolle ist über den Sommer kräftig gewachsen und die Schafe somit gut geschützt für die kühlen Herbsttemperaturen. Tief atmen wir die salzige Nordseeluft ein und freuen uns über das traumhafte Herbstwetter.

Unser nächstes Ziel ist das Ahlenmoor, rund 15 Kilometer von Otterndorf entfernt. Im Moorinformationszentrum (MoorIZ) im alten Torfwerk erfahren Besucher mehr über das größte Hochmoor im Cuxland. Oder wie wäre es mit einer Fahrt mit der Moorbahn? Gemeinsam mit unserem Führer und gleichgesinnten Naturfreunden begeben wir uns auf eine 135-minütige Entdeckungstour durch dieses faszinierende Naturschutzgebiet. In beschaulichem Tempo tuckert die umgebaute Feldbahn auf Schienen durchs Ahlenmoor, während wir uns die Natur anschauen und nach Tieren Ausschau halten. An vier Haltestellen stoppen wir, dürfen aussteigen und bekommen jede Menge Wissenswertes rund um das Hochmoor samt den hier lebenden Pflanzen und Tieren erzählt. Warum wächst das Moor? Gibt es wirklich Irrlichter? Und was hat es mit fleischfressenden Pflanzen auf sich? Das sind nur einige der Fragen, denen wir uns auf der Tour widmen. Seid gespannt auf die Antworten, der Ausflug lohnt sich!

Anschließend möchten wir uns noch zu Fuß ins Moor wagen. Auf dem Moorerlebnispfad geht das dank des praktischen Holzbohlenwegs zum Glück ohne nasse Füße. Auf 2,1 Kilometern schlängelt sich der Erlebnisweg durch die abwechslungsreiche Landschaft des Ahlenmoors. Erst laufen wir ein Stück durch wunderbaren Herbstwald, bevor es immer offener wird und wir an kleinen dunklen Moorteichen vorbei spazieren. Wir entdecken Pfeifgras, niedrig wachsende Heidelbeersträucher und bereits verblühtes Wollgras. Überrascht sind wir von den Libellen, die noch geschäftig um uns herumschwirren. Mitte Oktober haben wir keine Libellen mehr erwartet.

Otterndorf verzaubert uns sofort mit seinen urigen Gassen und farbenfrohen Fachwerkhäusern mit ihren bunt gestrichenen Türen und Giebeln. Bei einem Spaziergang durch die historische Altstadt fühlen wir uns in eine frühere Zeit zurückgebeamt. Am Kirchplatz begrüßt uns die Skulptur De Utröper (plattdeutsch für Ausrufer). Früher verlas der Ausrufer Neuigkeiten der Stadt und fungierte sozusagen als lebendige Zeitung. Sehenswert sind auch das leuchtend gelbe Barockgiebelhaus, eins der ältesten Wohnhäuser in Otterndorf, die Alte Lateinschule, das Teekontor und das Kranichhaus. Besonders entzückt sind wir von dem kleinen Otterbrunnen vor dem historischen Rathaus. Wer mag kann sich einer Stadtführung anschließen oder sich mit der Schatzkarte aus der Tourist-Information auf den Detektiv-Trail begeben.

Wie im Flug verging unsere wunderbare kurze Auszeit in Otterndorf. Die Nacht im Baumhaus samt Paddeltour, Deichspaziergang und Besuch im Ahlenmoor – ein großartiges Erlebnis!